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Lawrence Weiner

& SO WEITER …

Bochum

Thorsten Koch, Bochum © VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Lawrence Weiner experimentiert mit der Mehrdeutigkeit von Sprache und Zeichen. Seine im öffentlichen, aber auch im musealen und institutionellen Raum installierten Werke sind häufig Wortspiele oder Satzfragmente, die eine Vielzahl von Deutungsmöglichkeiten beinhalten. Die Schriftzüge sind in der Regel an Wänden und Mauern angebracht, aber auch Performances, Videos, Bücher und Plakate zählen zu den von Weiner bevorzugt genutzten Medien.
Dabei ist der Vielfalt der künstlerischen Umgebungen keine Grenze gesetzt. Im Jahr 2000 beauftragte ihn etwa der Public Art Fund der Stadt New York, 19 Kanaldeckel im Stadtgebiet unterhalb des Union Square zu gestalten. Seit November 2010 gehört eine großformatige Installation des Konzeptkünstlers zum umfangreichen Kunstbestand der Ruhr-Universität Bochum. Im Eingangsbereich des neu errichteten Gebäudes »ID« ist in monumentalen Lettern zweimal der Schriftzug & SO WEITER … in die Glasfront geätzt worden. Die Schrift, die sich über fünf Fensterabschnitte erstreckt, ist einmal regulär und einmal spiegelverkehrt angebracht, sodass sie jeweils von innen und von außen gelesen werden kann. Die Wort- beziehungsweise Zeichenfolge, die im alltäglichen Sprach- und Schriftgebrauch meist die unbegrenzte Fortsetzbarkeit von Aufzählungen zum Ausdruck bringt, ist hier zum scheinbar bezugslosen, autonomen Statement geworden. Wie von Weiner intendiert, stellt sie ein offenes Denkangebot an die passierenden Studierenden und Universitätsangehörigen dar. Bei genauerer Betrachtung der Werkumgebung offenbaren sich jedoch auch konkrete Anknüpfungspunkte des zunächst so lapidar und kontextlos formuliert wirkenden Satzfragments. So setzt sich das Architekturensemble der Ruhr-Universität Bochum aus streng seriell angeordneten Gebäudereihungen zusammen, die jeweils einzelnen Wissenschaftsbereichen zugeordnet und alphabetisch nummeriert sind. Die Reihe der ID Gebäude (I steht für Ingenieurwissenschaften) wurde 2010 um ein viertes Gebäude erweitert, in dem nun das hier besprochene Werk angebracht ist. Weiners Installationen sind zwar niemals in einem Sinne ortsbezogen, wie es etwa bei den Land-Art-Projekten von Robert Smithson oder den Großplastiken Richard Serras der Fall ist. Er greift aber die Gegebenheiten vor Ort auf, um sie als konstitutive Bedingungen seines Schaffens künstlerisch zu reflektieren. Mit & SO WEITER … spielt er auf die modulhafte, theoretisch unendlich fortführbare architektonische Reihung der Universitätsgebäude und damit auch auf das unerschöpfliche Potenzial von Wissenschaft an. Zugleich beinhaltet der in monumentalen Versalien angebrachte Schriftzug eine grafisch-bildnerische Komponente. Er ist nicht in einem Blick zu erfassen, sondern muss erst erschlossen werden. & SO WEITER … kann buchstäblich erst im Weitergehen gelesen werden. Gedruckte Buchstaben, die nicht nur im universitären Alltag allgegenwärtig sind und in ihrer Eigenschaft als zeichenbasiertes System lediglich Forschungsgegenstand einzelner Fachgebiete sind, ziehen sich hier über die Breite mehrerer Fensterfronten. Dieser interaktive Aspekt, der die Erfassung von Schrift und Sprache an eine physische Bewegung koppelt, wird ad absurdum geführt, wenn das auf Glasfenstern angebrachte Werk in der spiegelverkehrten Variante betrachtet wird. So wird der Prozess des Lesens und Begreifens zusätzlich erschwert und dadurch erst bewusst gemacht.

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