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Giuseppe Spagnulo

La Grande Ruota

Bochum

Ferdinand Ullrich, Recklinghausen

Giuseppe Spagnulo nennt seine kreisförmige Arbeit aus dem Jahr 2000 La Grande Ruota (Das große Rad). Die Plastik befand sich ursprünglich im Skulpturenpark in Bochum-Weitmar, bevor sie 2006 in dem Park vor dem Kunstmuseum Bochum platziert wurde.
Sie steht im Zusammenhang mit weiteren zwölf Plastiken des Künstlers in Bochum. Diese Skulpturen stellen mit ihren schweren Formen aus Stahl einen Bezug zum Ruhrgebiet her. 1973 wurde die letzte Zeche in Bochum, die Zeche Hannover, geschlossen, was auch Friedrich Gräsels Hannover Tor reflektiert. Im selben Jahr führte die erste Ölkrise zum Sonntagsfahrverbot für Autos. Spagnulo nimmt diese Probleme von Industrie, Energie, Kraft und Gewalt in seinen sogenannten ferri spezzati, den zerbrochenen Eisen, bewusst als historische Grundlagen seines plastischen Denkens auf. 1968 unterstützte er die Protestbewegungen in Universitäten und Fabriken. Seitdem wandte er sich von der Keramik als Arbeitsmaterial ab und begann seine Eisenskulpturen als Formen des Widerstands gegen die glatte, uniformierte Gesellschaft zu entwickeln. Die Skulpturen sind nicht als hermetische Formen entworfen, sondern als schwergewichtige Argumente, die Stellung nehmen zu den Problemen der Gegenwart. Weitere Bezüge ergeben sich zur Kunst durch das nahe gelegene Kunstmuseum und zum Freizeitverhalten der Bevölkerung durch den Aufstellungsort im Grün des Stadtparks. Hier tritt La Grande Ruota mit anderen Kunstwerken im öffentlichen Raum, mit Denkmälern und Kleinarchitekturen, in einen Dialog. Der Stadtpark in Bochum wurde ab 1876 im englischen Stil angelegt, und Spagnulos Skulptur wirkt in dieser bürgerlichen Natur wie eine große Aufforderung. La Grande Ruota besteht aus einer elementaren Form, dem Kreis, der aber zugleich auch als nutzbares technisches Element vom Künstler bezeichnet wird, nämlich als eine der genialsten Erfindungen des Menschen, das Rad. Die wuchtigen Eingriffe in den tonnenschweren, schräg aufgestützten Kreis lassen eine neue Form entstehen. Die Plastik basiert auf einer 80 Zentimeter dicken Stahlscheibe mit einem Durchmesser von 3,3 Metern. Ihre physische Präsenz dominiert schon von Weitem. In diese Kreisform brannte Spagnulo ein größtmögliches Quadrat, sodass die Oberfläche eine vertiefte Form bekommen hat. Der Außenkreis und das innere Quadrat sind so gegeneinander verschoben, dass sie sich gleichzeitig stützen. Sie werden zu einer Formeinheit in zwei Teilen. Diese Trennung und Aufspaltung der Stahlmasse hebt die Schwerkraft der stabilen Plastik auf. Die Massivität wird in ihrer Verletzbarkeit fragil und gewinnt Lebendigkeit. Es ist dieses Aufbrechen der Formen und Glätten der Flächen des Eisens, was den Künstler interessiert. Geometrie steht gegen Aufbrechung und Zerstörung der Ordnung. Giuseppe Spagnolo sieht in seinen Arbeiten Symbole der Spannung und der befreienden Energie. Erich Franz interpretierte das Vorgehen des Künstlers 1978 wie folgt: »Für ihn ist das Feste, das Abgeschlossene und geometrisch Vollkommene Bild der herrschenden Gesellschaftsform, die man aufbrechen muss.«
Die Oberflächen erinnern eher an Keramik oder Gips denn an Eisen. Spagnulo ist ein Magier im Umgang mit Stahl vor dem tätigen, industriellen Feuerofen, mit dessen Hilfe er seine Plastiken formt. Die gebannte Energie ist ein Aufruf zum Widerstand. In die Idylle des Parks hat Spagnulo keinem Fremdkörper, wohl aber sehr vielen Gedanken ein Zuhause gegeben.

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