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Essen (WDR3-Spezial)

Gemeinsam mit dem WDR3 und Reporter Jörg Steinkamp begeben wir uns auf einen entspannten RuhrKulturWalk durch Essen. Auf dem rund 1,5-stündigen Spaziergang geht es vorbei an prächtigen Bauten, bemerkenswerten Kunstwerken und Skulpturen, die vielleicht noch nicht entdeckt wurden. Der Start des Spaziergangs ist mitten in der Innenstadt, direkt am Grillo-Theater.

Der Hörbeitrag wurde am Samstag, den 3. April 2021 bei WDR3 ausgestrahlt. Nun ist er in der Mediathek bis zum 3. April 2022 auf Abruf verfügbar.

1. HEINRICH SEELING: Grillo-Theater

1892 wurde das im neobarocken Stil, von dem Berliner Architekten Heinrich Seeling erbaute Schauspielhaus, das so zu den ältesten Theatern im Ruhrgebiet gehört, feierlich eröffnet. Lessings Minna von Barnhelm wurde anlässlich der Eröffnung gezeigt. Benannt ist das Haus nach dem Großindustriellen Friedrich Grillo, der den Bau mitfinanzierte. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus – insbesondere die Fassade – stark zerstört und nach Plänen der Architekten Wilhelm Seidensticker und Johannes Dorsch (auch die Trauerhalle Friedhof Freigrafendamm, mittlerweile abgerissene Milchbar in der Gruga oder Verwaltungsgebäude des Bochumer Vereins) wiederaufgebaut. Seine Fassade zeigt mit der strengen Gliederung und dem Einsatz neuer Materialien den Stil des Neuen Bauens. 1950 wurde der Spielbetrieb wieder aufgenommen. 

Gemeinsam umrunden wir nun das prachtvolle Gebäude. Rechter Hand auf der gegenüber liegenden Straßenseite steht Markus Lüpertz‘ Uranos.

2. Markus Lüpertz: Uranos (2016)

Die rund 3,5 Meter hohe und 800 Kilogramm schwere Skulptur ist nach Herkules im Gelsenkirchener Nordsternpark und Poseidon im Duisburger Hafen nun die dritte antike Gestalt im öffentlichen Raum im Ruhrgebiet.

Uranos ist eine Reaktion auf das Ende des Bergbaus: Zeus verbannt die unsterblichen Götter unter die Erde, wo sie von Felsen umschlossen vor sich hindämmern – der Bergbau stört die Ruhe. Nun, nach Ende des Bergbaus können sie wieder zurückkehren „in die ewige Dämmerung“.

Nun gehen gehen wir auf die Kettwiger Straße und biegen nach links ab, um auf den Essener Dom zuzulaufen. An der Südseite des Doms steht die nächste Skulptur des RuhrKulturWalks.

3. Silke Rehberg: Franz Kardinal Hengsbach (2011)

Die überlebensgroße, farbige Skulptur aus Bronze und Keramik der Meisterschülerin von Timm Ulrichs, die an der Südseite des Essener Doms steht, stellt den Ruhrbistumsgründer und ersten römisch-katholischen Bischof von Essen dar. Die Skulptur, die zum 100. Geburtstag des Kardinals geschaffen wurde, zeigt ihn in offiziellem Gewand. Unter seinen Füßen befindet sich ein Wolf, der mit den Pfoten gen Himmel zeigt und ein Lamm auf sich trägt.

Der gespiegelte Wolf bezieht sich auf eine Legende des Namenspatrons des Kardinals, Franz von Assisi: Dieser soll in der Legende des Wolfs von Gubbio durch seine Predigt einen bedrohlichen Wolf zu friedvollen Verhalten geführt haben. Das Lamm auf dem Wolf deutet auf die hohe Integrationskraft des Kardinals hin – so soll er die unterschiedlichsten Menschen zusammengebracht haben.

Kardinal Hengsbach wurde am 29. Mai 1988 von Papst Johannes Paul II. zum Kardinal ernannt und war bei vielen Essener Bürgerinnen und Bürgern sehr beliebt.

4. Tom Fecht: Spur II (1999)

Tom Fechts Werk gedenkt mit seiner Arbeit, die aus im Boden eingelassenen Steinen – teils mit Namen, teils mit Kreuzen oder keinen Einarbeitungen versehen – den an AIDS verstorbenen Menschen von Essen. In den Steinen sind nach zwei Erweiterungen mittlerweile knapp 50 Namen von Essener Bürgerinnnen und Bürgern zu lesen. Das Kunstwerk ist für die queere Community in Essen sehr wichtig. 

Der Kettwiger Straße in Richung Hauptbahnhof folgend, geht es nun zum Europaplatz (Ausgang Freiheit). Auf der Betonplatte direkt über der Autobahn A40 befindet sich ein besonderes Werk mit historischem Bezug.

5. Max Kratz: Steile Lagerung (1989)

Ein Denkmal für Kumpel und Kohle: Das Bergarbeiterdenkmal von Max Kratz erinnert an die bedeutende Epoche des Steinkohlenbergbaus, die nicht nur Essen, sondern das gesamte Ruhrgebiet für viele Jahrzehnte geprägt hat. Die meterhohe Skuptur, die Bergarbeiter in einenm Flöz darstellt, besteht aus 60 einzeln gegossenen Bronzeteilen und wurde am 1. September 1989 mit folgender Widmung enthüllt:

"Zur Ehrung der Bergleute und ihrer schwierigen Arbeit unter Tage. Von Bürgern, Unternehmen des Reviers und der Stadt Essen."

6. HUGO ALVAR HENRIK AALTO: Aalto-Theater

Neben der Philharmonie und dem Grillo-Theater gehört auch das Aalto-Theater zur TUP Essen. Es bildet den nördlichen Abschluss der beliebten Parkanlage. Erste Entwürfe des Aalto-Theaters stammten aus dem Ideenwettbewerb von 1959, die Jury entschied sich trotz einiger Mängel und Unsicherheiten für den Entwurf, der jedoch überarbeitet werden sollte. Dieser zeichnete sich vor allem durch seine organische Grundform und die Verbindung des Gebäudes mit einer Außenterrasse zum Stadtgarten aus. 

So entstand ein zweistufiger Bau, dessen Schauseite sich zur Hyssenallee wenden und wellenförmig ausgearbeitet werden sollte. Die Seite zur Rellinghauser Strße hingegen sollte kantig und eher abweisende Formen zeigen. Trotz der Änderungen wurde die Planung 1964 zunächst eingestellt. 1969 wurde Aalto erneut um Änderungen gebeten, die er 1974 vorstellte, durch den Tod des Architekten 1976 kam es erneut zum Planungsstillstand. 1981 wurde der Architekt Harald Deilmann gebeten die Pläne Aaltos noch einmal zu überarbeiten, jedoch unter der Wahrung der Ideen Aaltos. Er hielt sich im Großen Ganzen an die Vorgaben des Finnen, ließ die zwei Bauelemente jedoch komplett mit Natursteinplatten überziehen. Aalto hatte sich hier eine materielle Differenzierung vorgestellt. So konnte 1988 das Theater eingeweiht werden.

Vom Aalto-Theater geht es nun hinein in den Stadtgarten. Am oberen Hauptweg entlang, direkt hinter der Philharmonie Essen, steht eine besondere Skulpturengruppe.

7. Thomas Schütte: Skulpturengruppe Mann im Wind

Schütte hat die figurative Plastik noch einmal neu erfunden und gilt als einer der bedeutendsten lebenden Bildhauer: Seine drei jeweils rund 3,5 Meter hohen Skulpturen stehen erst seit 2019 an der Philharmonie. Die Skulpturen erinnern formal an Heldendenkmäler, jedoch wirken sie durch ihr scheinbares Feststecken im Matsch (im Sockel) gebrochen; sie scheinen nicht vom Fleck zu kommen. Ausgangspunkt sind kleine Wachs- und Tonmodelle, die in der Bronze um das zigfache vergrößert werden und trotzdem verlieren die Figuren nichts beim „aufblasen“.

8. Wilhelm Nida-Rümelin: Fee (1905)

Die „Fee“ ist die älteste Skulptur im Stadtgarten, dessen Geschichte 1859 beginnt: Sie erinnert an die Zeit der Umgestaltung des Stadtgartens zur Einweihung der Philharmonie 1904.

Die Skulptur des österreichisch-deutschen Bildhauers, die eine nackte Frauenfigur darstellt, gehört zu den beliebtesten Figuren im Park. Sie wirkt verträumt und erotisch, aber auch selbstbestimmt. Ein besonderes Merkmal: Sie hält einen Fuß auf einer Schildkröte.

Vor allem im Frühling ist die Skulptur ein besonderes Fotomotiv, da sie von den leuchtenden Blütenblättern der umstehenden Bäume zart umhaucht wird.

Wir folgen dem Weg. Nach einigen Metern ist auf der rechten Seite ein interessantes Musikinstrument sichtbar.

9. Stephan Huber: Cello (1987)

Das reduziert dargestellte Instrument besteht aus einem zweiteiligen Sockel, der gleichzeitig den Cello-Korpos darstellt, sowie dem Hals für die Saiten. Die Schnecke am Ende des Halses ist nicht als solche ausgebildet, sondern auf eine Kreisform reduziert, die sich aus dem stark geschwungenen vorderen Teil ergibt und durch von links und rechts mittig aufgesetzte Kreise ergänzt wird. Der Schaft mag durchaus an einen Schwanenhals erinnern, der in typischer Weise nach hinten gebogen ist. Dadurch erhält die Arbeit einen dynamischen Charakter. Der Blick auf die Skulptur lässt aber auch weitergehende Assoziationen zu.

Weiter geht es den Hauptweg des Stadtgartens entlang, bis man am Ende auf der linken Seite die unendliche Schleife erblickt.

10. Max Bill: Unendliche Schleife (1936)

Elegant, dynamisch, leicht: So wirkt die auf einem schmalen und langgestreckten Betonsockel platzierte Unendliche Schleife des Schweizer Künstlers, die aus rotem, glänzend poliertem Tranasgranit besteht.

Die Skulptur greift das Prinzip des Möbiusbandes auf und besitzt nur eine unendliche Kante – dies führt dazu, dass die betrachtende Person dazu herausgefordert wird, die Form zu erfassen und visuell zu erkunden.

Von der unendlichen Schleife biegen wir nach links ab und folgen der Hohenzollernstraße. An der Kreuzung biegen wir links in die Rüttenscheider Straße ab. Dann geht es nach nach rechts in den Park am Glückaufhaus. Dort steht ein interessantes Werk, welches sich erst aus der Höhe erschließen lässt.

11. Timm Ulrichs: UMRAUM (1989)

Das Werk UMRAUM ist eine typisch doppeldeutige Arbeit von Ulrichs, der sich selbst als Totalkünstler bezeichnet. Gerne arbeitet dieser mit Sprachspielerein, wie etwa bei Kopfsteinpflaster in Hannover, wo er mit Abgüssen seines eigenen Kopfes einen Weg pflastern ließ oder auch bei UMRAUM. Hier wird Raum durch die roten Pflastersteine und die Betonsäulen geschaffen. Erst von einem  erhöhten Standort erkennt man, dass die Säulen Buchstaben sind. Die Ecken markieret das Wort UM, in der Mitte die beiden Buchstaben RA, es kreist um sich selbst: Raum – um – raum – umraum –umraum-um-raum.

Wir gehen nun durch den Park, über die Brücke und blicken nach rechts auf eines der bekanntesten Museen des Ruhrgebiets.

12. David Chipperfield: Museum Folkwang

Der Neubau des Museum Folkwang, der vom international renommierten David Chipperfield entworfen wurde, setzt das architektonische Prinzip des Altbaus mit einem Ensemble von sechs Baukörpern und vier Innenhöfen, Gärten und Wandelhallen fort. 

Die öffentlich zugänglichen  Bereiche des Neubaus schließen sich verbunden durch zwei Glaspassagen auf einer Ebene ohne Niveauunterschiede den bestehenden Ausstellungsräumen an. Eine großzügige Freitreppe führt vom Museumsplatz in denEingangsbereich, der als offener Innenhof mit Café und Restaurant sowie einer Museumsbuchhandlung konzipiert ist und durch eine Glasfassade zur Straße hin geschützt ist. 

Rund um das Museum Folkwang gibt es noch einige Kunst im öffentlichen Raum von nationalen und internationalen Künstler:innen zu entdecken. Ein Rundgang lohnt sich daher definitiv!

Viel Spaß!

 

 

 

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