Essen
Auf der Brehminsel, einer kleinen Insel in der Ruhr, einige 100 Meter vom Baldeneysee entfernt, hat die deutschstämmige und in den USA lebende Künstlerin Maria Nordman zwei Tore aus unterschiedlich bearbeiteten Steinen bauen lassen. Der Rundbogen des einen Tores wurde im Stil der römischen Antike durch trapezförmige Basaltquader im Bogenbereich errichtet. Etwa 150 Meter entfernt befindet sich ein zweites Tor, das aus geschnittenen Sandsteinblöcken besteht und somit eine andere Farbigkeit und Anmutung hat.
Die beiden gleich großen Tore scheinen durch die verschiedenen Materialien und die unterschiedliche Form der Steinbearbeitung für Vergangenheit und Gegenwart zu stehen. Die Platzierung auf der großen Wiese, jeweils an den Schmalseiten der Brehminsel, definiert den Raum zwischen den Toren und bezieht die auf der Insel vorhandenen, teilweise sehr alten und mächtigen Bäume mit ein. Die Tore können als Ein- und Ausgang zu einem imaginären Raum gelesen werden. Sie knüpfen formal an Traditionen des 18. und 19. Jahrhunderts an. So wirkt das Tor aus Basalt wie ein Relikt aus vergangener Zeit. Mit dem Raum und seiner Veränderung durch Objekte und Licht beschäftigt sich die Künstlerin in ihren »Wahrnehmungsräumen«, die seit 1967 entstehen. Ihre Arbeiten, zu denen auch musikalische Interventionen, Performances und architektonische Konstruktionen zählen, beziehen sich sowohl auf die Eigenheiten des Ortes als auch auf die Zeit, in der sie wahrgenommen werden. Dies gilt ebenso für ihr Werk auf der Brehminsel, das dem Besucher eine schnelle Deutung verwehrt.
Die 1985 auf Anregung des Museum Folkwang geschaffene Installation im öffentlichen Raum wurde von der Künstlerin nach intensiver Auseinandersetzung mit dem Stadtteil Essen-Werden und dessen Bewohnern konzipiert. Schon in der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Brehminsel als Viehweide genutzt. Nordman schuf für das kleine und einst eigenständige Städtchen Werden, dessen Geschichte durch die Abtei bis ins 8. Jahrhundert zurückreicht, eine Eingangssituation mit Stadttoren. Heute ist die Brehminsel ein Stadtpark und Naherholungsgebiet mit altem Baumbestand, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts angepflanzt wurde und teilweise die Anmutung englischer Landschaftsgärten besitzt. Viele Menschen nutzen die Flächen zu sportlicher Betätigung und für Spaziergänge. Immer kommen Menschen an, werden von der Ruhr getragen und nutzen die Tore – ausgeprägte Spuren im Gras verweisen auf zahlreiche Besucher. Die Arbeit von Maria Nordman ist gekennzeichnet durch ein Spannungsverhältnis von Funktion und zweckfreier, autonomer Form. Als Tor verweist sie auf eine klare Bestimmung. Davon losgelöst definiert jede Form als Objekt für sich wie auch im Ensemble gleichzeitig und gleichwertig den Raum.
Das Kunstwerk "Insel Werden 1984 – heute" von Maria Nordman wurde auf Initiative von den RuhrKunstMuseen im Rahmen des Projekts NEUENTHÜLLUNGEN 2016 gereinigt und saniert. Im Beisein von Künstlerinnen und Künstlern sowie Bürgerinnen und Bürgern des Ruhrgebiets wurde das Kunstwerk am 21. Juni 2016 wieder eingeweiht.
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