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Carlernst Kürten

o. T.

Hamm

Carsten Gliese, Köln

Der Eingang zum Landesarbeitsgericht in Hamm liegt über dem Straßenniveau. Sieben Stufen führen auf ein Podest, von dem aus das Gericht betreten werden kann. Direkt in der Flucht der Eingangstür liegt eine unbetitelte Plastik von Carlernst Kürten. Das 1979 gefertigte Werk versperrt somit den direkten Weg: Wer in das Gebäude gelangen möchte, muss sich entscheiden, ob er rechts oder links daran vorbeigeht. Buchstäblich im Vorbeigehen erschließt sich von der Seite betrachtet das Konstruktionsprinzip der Arbeit: Kürten verschränkt zwei identische Formen aus Chromnickelstahl miteinander. Die Formen lassen sich mit einer Stimmgabel vergleichen.
Sie sind aus jeweils sechs gleichen Kuben zusammengefügt. Die eine Form liegt auf dem Boden und weist mit dem Fuß der »Stimmgabel« in Richtung Straße. Das zweite Element steht hochkant und schiebt sich zwischen die Zinken der liegenden Form. Kürtens Skulptur lässt sich der konkreten Kunst zuordnen. Sie ist nicht metaphorisch oder illusionistisch und bedeutet nichts außerhalb ihrer wahrnehmbaren und erfahrbaren materiellen Präsenz im Raum. Sie bildet keine Realität ab und erzählt keine Geschichte, sondern schafft ihre eigene Realität. Der niederländische Künstler Theo van Doesburg, der den Begriff der »konkreten Kunst« prägte, formulierte 1930: »Konkrete Malerei, nicht abstrakte, weil nichts konkreter, nichts wirklicher ist als eine Linie, eine Farbe, eine Fläche.«1 Kürten überträgt dieses Kunstverständnis auf die Bildhauerei. Er fügt Quadrate zu Kuben und Kuben zu einfachen geometrischen Formen, die in ihrer Zusammenstellung ein komplexes raumplastisches Gefüge bilden. Die Arbeit behandelt Grundthemen der Bildhauerei. Sie beschäftigt sich mit der Organisation von Masse im Raum, in dem sie einerseits die vom Künstler gewählte Anordnung sichtbar macht, andererseits gerade durch diese Lesbarkeit auf die Möglichkeit der variablen Anordnung verweist. Tatsächlich hat Kürten selbst verschiedene Kombinationen der »Stimmgabel« durchgespielt und in zusammensetzbaren Plastiken arrangiert. Das Verhältnis von Detail und Ganzem ist dabei vielgestaltig und kann in der Betrachtung immer wieder neu gedacht und in Bezug gesetzt werden. Das gesamte Werk lässt sich in einzelne Würfel unterteilen, die sich zu Quadern doppelter oder dreifacher Würfellänge fügen. Ein weiteres Grundthema der Bildhauerei ist der Bezug zur Umgebung, besonders bei einer Aufstellung im öffentlichen Raum. Vor dem Landesarbeitsgericht betont das liegende Element die Horizontale des Treppenabsatzes, während die aufgestellte Form die Diagonale der Treppenstufen wiederholt. Schließlich wird das gewählte Material selbst zum Thema. Die glänzende Oberfläche des Chromnickelstahls tritt mit ihren Lichtreflexen in Kontrast zu den terrakottafarbenen Fliesen der Treppenanlage. Die Schwere des Stahls korrespondiert mit der liegenden Form. Sie wird deutlich in der Aufstellung jener zweiten Form, die allein auf zwei Würfelkanten ruht und ohne die Stütze des horizontalen Elementes umkippen würde. Carlernst Kürten war ab 1957 als freischaffender Bildhauer tätig, ab 1968 fertigte er Werke aus Chromnickelstahl. Der Schwerpunkt seines Oeuvres lag auf Werken für den öffentlichen Raum. Neben Freiplastiken schuf er Brunnen und Kunst am Bau. Sie richten sich vorrangig an den Intellekt und betonen ihre technische Konstruktion. Daneben entstanden jedoch auch Werke der Sakralkunst, die eine spirituelle Dimension besitzen.

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