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Hans Arp

Das ruhende Blatt

Marl

Carsten Gliese, Köln © VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Virtuos, ja fast akrobatisch mutet die Skulptur an, die mit nur einer kleinen Spitze auf einem zylindrischen Sockel balanciert, denn die kurvenreiche schwere Bronze schwingt um ihre eigene Achse. Der deutsch-französische Maler und Bildhauer Hans Arp scheint ein Spiel mit der Schwerkraft zu treiben. Er nennt sein Werk Das ruhende Blatt – doch dem Betrachter erscheint es in dieser Positionierung eher fragil, so als könne es mit einem Windhauch die aktuelle Stellung verlassen.
Die Bezeichnung »Blatt« mag hier in der Aufstellung am Ufer des kleinen Sees am Museum Glaskasten mit der Belaubung der umgebenden Bäume in Verbindung gebracht werden. Allerdings ist die skulpturale Form bestenfalls einem Blatt ähnlich. Vertraute Elemente wie einen Stengel sucht der Betrachter vergebens. Abgesehen von der eindeutigen Bezeichnung »Blatt« handelt es sich hier um eine spannungsreiche abstrakte Form. Der Titel der Marler Skulptur führt den Betrachter in eine sehr festgelegte Richtung: Arp strebte nie die Nachahmung der Natur an, sondern ließ sich durch Naturformen inspirieren, die er – wie viele Künstler des Surrealismus – zu freien, sich selbst definierenden Objekten entwickelte. Er formulierte seine Haltung so: »Der Inhalt einer Plastik muß auf Zehenspitzen, ohne Anmaßung auftreten, leicht wie die Spur des Tieres im Schnee. Die Kunst soll sich in der Natur verlieren. Sie soll sogar mit der Natur verwechselt werden. Nur darf dies nicht durch Nachahmung erreicht werden wollen, sondern durch das Gegenteil des naturalistischen Abmalens, Abbildens.«Im Werk von Hans Arp hat das Blatt als Papierbogen eine weitere Bedeutung. Der Künstler Hans Richter beschreibt eine Situation, in der Arp aus Unzufriedenheit mit einer Zeichnung das Blatt Papier zerriss und fallen ließ. Die so auf dem Boden entstandene zufällige Anordnung faszinierte ihn und wurde zur Ausgangsbasis für eine Reihe von Werken, in denen er die Anordnung der gefallenen Schnipsel (»Blätter«) in der Malerei und als Collage aufnahm. Die Skulptur entfernt sich vom Naturvorbild und wird zu einem ganz anderen »Blatt«, das nach dem Niederfallen versucht, »zur Ruhe« zu kommen. Hans Arp gilt als Protagonist einer abstrakten Formensprache, die mit organischen Figuren auf Veränderungen in der Natur reagiert, aber auch dem dadaistischen Spiel mit zufälligen Formierungen folgt. Am Anfang entstanden Collagen, Reliefs und Zeichnungen. Zu Beginn der 1930er-Jahre schuf Arp zunehmend plastische Werke, deren Bezug zu den Zufallsprodukten verschwand: »Wir wollen nicht die Natur nachahmen. Wir wollen nicht abbilden, wir wollen bilden. Wir wollen bilden, wie die Pflanze ihre Frucht bildet […] Wir wollen unmittelbar und nicht mittelbar bilden. Und wo könnte das schöner, quasi ganz nebenbei, erfahrbar werden, als in einem Museum, das so stark auch die es umgebende Natur zum Erlebnis macht.«

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